Modellquartier Ossietzky-Hof

Daten

Ein Vorhaben zur klimagerechten Quartiersentwicklung in Nordhausen-Nord im Rahmen der IBA Thüringen

Bauherr SWG Nordhausen
Planung 2018-2020
Realisierung ab 2020
Leistungsphasen 1-8
Bausumme 1,7 Mio €
Fläche 9.000 qm 

Realisierungswettbewerb 1. Preis , mit Hütten & Paläste und ZRS Architekten Ingenieure

Plattenbauensembles bilden oftmals große Hofsituationen aus, die den Bewohnern kaum Aufenthaltsqualität bieten. Dies ändern wir bei diesem mit dem ersten Preis ausgezeichneten Modellprojekt im Rahmen der IBA Thüringen und transformieren den Hof in einen Ort, an dem sich Hausgemeinschaften entdecken und ausleben können.

Ort und Aufgabe

Gegenstand der Neugestaltung ist ein Plattenbauquartier im Norden der thüringischen Stadt Nordhausen mit rund 230 Bewohnern. Erbaut um 1980, rahmen drei fünfgeschossige Gebäuderiegel einen rechteckigen Innenhof. Dieser diente bislang vor allem als Parkplatz und der Erschließung der Häuser sowie als Wäscheplatz. Im Zuge der IBA Thüringen wurde das Ensemble als Modellprojekt einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung ausgewählt. Im Kontext einer Neugestaltung der Gebäude sollte der Hof zum „Multitalent“ entwickelt werden, das als lebenswerter Aufenthaltsraum einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, das Viertel für junge Bewohner und Familien attraktiver zu machen.

Unser Konzept

Unser Ziel ist es, die Anonymität des Ensembles durch die Anlage einladender und gemeinschaftsorientierter Flächen aufzuheben. Dazu strukturieren wir den Hof neu und schaffen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten: Da sind auf der einen Seite die Erholung im privaten Bereich, auf der anderen die aktive Beschäftigung im Nutzgarten und nicht zuletzt das Zusammenkommen der Bewohner in einer lebendigen Hofgemeinschaft. Zudem wird der Innenhof räumlich stärker differenziert: in öffentliche, halböffentliche und private Bereiche. Um diese Einteilung spür- und erlebbar zu machen, entsprechen drei Raumebenen auf unterschiedlichen Höhenlevels den unterschiedlichen Graden an Öffentlichkeit.

Räumliche Struktur

Den privaten Bereich legen wir unmittelbar an die drei Gebäude: Je nach Stockwerk dienen Loggien, Balkonterrassen und kleine Privatgärten den Bewohnern hier als Rückzugsorte. Diese ermöglichen auch die barrierefreie Erschließung der Wohnhäuser und bieten Kapazitäten zur Aufnahme, Versickerung und Verdunstung von Regenwasser. Davor verbinden wir durch eine große gemeinsame Terrasse die drei Wohnhäuser miteinander. Sie kann durch die Bewohner zum Flanieren, Spielen oder Ausruhen genutzt werden. In diesem Bereich findet auch das Gemeinschaftsleben statt. Durch die leicht erhöhte Lage schaffen wir von hier zugleich einen Ausblick auf das grüne Herz des Hofes, das wir als Nutzgarten, Naturstück und Retentionsort konzipiert haben. Zwischen der Terrasse und dem Hofgarten platzieren wir drei Follies, d.h. Kleinarchitekturen in der Tradition des englischen Landschaftsgartens. Sie fungieren als Begegnungsorte der Hofgemeinschaft, sei es als Gewächs- oder Waschhaus, als Gemeinschaftshaus oder Sauna. Sie bilden die ‚Kondensationskerne‘ der Häusergemeinschaft. Hier können diverse Versammlungen wie Hoffeste, Geburtstage oder Strickkurse stattfinden, oder über die weitere Gestaltung und Bewirtschaftung des Nutzgartens sowie die Hofpflege diskutiert werden. Die Stellplätze werden in durchlässigem Rasenpflaster ausgeführt. So kann durch Entsiegelung und Begrünung von Flächen das Mikroklima des Hofes nachhaltig und positiv beeinflusst werden.