Bürgerwiese
Daten
Berlin-Oberschöneweide
Bauherr Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin
Planung 2013-2014
Realisierung 2014-2015
Leistungsphasen 2-9
Bausumme 452.000 Euro (brutto)
Fläche 7.300 qm
Gutachterverfahren 1. Preis / Nominierung Landschaftsarchitekturpreis 2019
Eine Bürgerwiese für alle – alle für eine Bürgerwiese. Die Erinnerung an eine furiose wirtschaftliche Geschichte, der spürbare Aufbruch und die Kraft bürgerschaftlichen Engagements prägen auch unsere Umgestaltung einer Konversionsfläche zu einem neuen Park.
Ort und Aufgabe
Nach der Wende wurden Teile des Geländes der 1899 gegründeten Batteriefabrik BAE in Berlin-Oberschöneweide durch den Berliner Senat übernommen, beräumt und die belasteten Böden saniert. Die Konversionsfläche sollte zu einem öffentlichen Park entwickelt werden, der eine große Freifläche für lokale Akteure mit ihren Ideen offenhält.. Sozialverträgliche und partizipative Stadtplanung sollten mit landschaftsgestalterischen Ideen verbunden werden.
Unser Konzept
Unser Entwurf geht vom Begriff der "Bürgerwiese" aus. Kein geringerer als Peter Joseph Lenné gestaltete um 1850 in Dresden die dortige städtische Bürgerwiese als ersten Park für alle. Auch für uns stand die Schaffung eines neuen öffentlichen Raums und Treffpunkts für die Menschen vor Ort im Mittelpunkt. Anders als zu Lennés Zeiten nehmen sie jedoch heute aktiv an der Gestaltung teil.
Spuren der Industriegeschichte
Mit dem neuen Park bleibt die bemerkenswerte Industriegeschichte des Ortes im Bewusstsein. So haben wir in der Mitte des Geländes am früheren Standort des Schornsteins der Batteriefabrik eine Aussichtsplattform gebaut, den Panoramaturm. Von hier bietet sich ein Rundblick über die großartige Kulisse der denkmalgeschützten Industriearchitektur Berlin-Oberschöneweides. Auf Schautafeln können sich die Besucher über die Historie des Ortes informieren.
In der Wegeführung des Parks haben wir die klaren Gebäudegrundrisse des ehemaligen Industriewerkes aufgegriffen. So werden die Blicke bewusst auf die beeindruckenden Klinkerfassaden der angrenzenden Werksgebäude gelenkt. Auch die "Bullenbahn", im Volksmund Name der einstigen Industriebahn Oberschöneweide, darf in diesem Konzept der Spurensicherung nicht fehlen. Da die Elektrolokomotive "Blauer Bulle" ab Ende der 1970er-Jahre die Bahn zog, haben wir ein dementsprechendes "Zugtier" entworfen, das nun auf dem neuen Spielplatz steht. Mit seiner Kraft scheint der neue "Blaue Bulle" einen ganzen Stangenwald hinter sich her zu ziehen, der zum Klettern einlädt.
Parkgestaltung
Das langgestreckte Grundstück haben wir in zwei unterschiedliche Bereiche gegliedert. Beide verbindet ein Rundweg, der als Jogging- und Walkingstrecke mit Trimmgeräten auch zum Fitnessparcours wird. Die im hinteren Bereich gelegene große Wiese gibt der Parkanlage Raum und Weite. Zudem findet sich hier eine Bürgerwiese im wahrsten Sinne des Wortes, etwa für Urban Gardening. Die dafür notwendigen Flächen können seitens des Bezirksamtes Vereinen oder anderen freien Gruppen zur Verfügung gestellt werden.
Der großen steht die kleine Wiese mit dem Spielplatz "Blauer Bulle" und den Wiesenwellen gegenüber. Mit ihrer dynamischen, kleinteiligen Gestaltung bildet sie einen Kontrast zur Weite der großen Fläche. Eine lineare Wegeachse durchzieht seitlich diesen Teil. Die Wiesenwellen schwingen bis zum Eingangsbereich und geben spannende Raumeindrücke. Sitz- und Liegeinseln sind Rückzugsorte innerhalb des kleinen Parks.
Bepflanzung
Mit Hainbuchen in Säulenform als klassischem Baum des Landschaftsgartens nehmen wir Bezug zu den Säulenpappeln der umliegenden Industriestandorte. Sie geben dem Park klare Raumkanten und lenken den Blick in und über den Park hinaus auf die Industriekulisse. Gleditschienbäume bilden Baumdächer und schaffen eine geschützte Atmosphäre.